Voller Tatendrang ins neue Jahrzehnt: die junge Winzergeneration in Bordeaux
Stillstand in Bordeaux? Keineswegs. Bordeaux ist spürbar dynamisch. Auch dank der jungen Winzergeneration, die neue Impulse setzt. Die Jungwinzer und -winzerinnen sprühen vor Ideen, lieben Experimente und übernehmen langsam aber sicher das Ruder in der Bordelaiser Weinbranche. Wir stellen Ihnen heute drei von ihnen vor.
Was die meisten Winzer und Winzerinnen der neuen Generation eint: Häufig übernehmen sie die Familienbetriebe – aber erst nachdem sie beispielsweise an der „Université de Bordeaux” Önologie studiert und praktische Erfahrungen in anderen Weinbauregionen der Welt gesammelt haben. Sie führen dann die Weinbautraditionen fort. Dabei setzen sie individuelle Akzente: Vor allem Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Vinifikationsmethoden abseits des Mainstreams spielen eine große Rolle.
Nicolas Thérèse vom Château Nardique La Gravière setzt auf verantwortungsbewusstes Ressourcen-Management als Reaktion auf die schon jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Er betont, dass er heute viel mehr auf die Umwelt achtet, als sein Großvater es damals tat. Der familiäre Zusammenhalt ist für ihn ein wichtiger Faktor: Die Mutter in der Administration, der Vater im Weinberg und im Weinkeller und Nicolas selbst ebenfalls im Weinkeller und im Marketing – wenn sich jeder auf seine Kernkompetenzen konzentriert und alle an einem Strang ziehen, entstehen als Ergebnis großartige Weine.
Pauline Dietrich studierte an der renommierten HEC Paris (École des hautes études commerciales) Management & Finanzökonomie und ist seit 2017 auf dem Familienweingut Château Haut-Rian tätig. Auch sie geht bei ihrer Arbeit im Weinberg besonders umweltschonend vor: Sie lässt Gräser, Blumen und Kräuter auf den Parzellen gedeihen und schafft damit einen Lebensraum für Bienen. Durch die Neuanpflanzung von Bäumen sollen Fledermäuse als natürliche Schädlingsbekämpfer angelockt werden. Und anstatt auf Super-Kraft und Super-Aromen setzt sie bei Ihren Weinen auf das richtige Gleichgewicht von Frucht, Tanninen und Komplexität. Ganz wichtig ist ihr, dass alle Winzer der jungen Generation gemeinsam statt gegeneinander arbeiten und eigentlich alle Freunde sind. Mit Unterstützung sowohl vom Ehemann als auch von den Eltern lassen sich dann auch zwei Kleinkinder, Haus, Hof & Weingut vereinen.
Thomas le Grix de la Sale von Château Le Grand Verdus zählt zu den experimentierfreudigen Winzern in Sachen Vinifikation – auch dank guter Kontakte zu Professoren der Universität Bordeaux: Gemeinsam mit seinem Vater Antoine und Bruder Edouard entwickelte er kürzlich einen Naturwein und einen Orange Wine. Sogar ein Bier aus Sauvignon Blanc haben sie im Sortiment und damit einen Türöffner für andere Märkte!
Aus seiner Tätigkeit als Manager und Berater bei Château Berliquet kennt er Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Grand Cru Classé und generischen AOC-Familienweingütern. Die Weine sind einzigartig, ganz egal wo sie produziert werden. In einem Grand Cru muss man die Nachfrage verwalten, aber in den AOC-Familienweingütern muss man für die Nachfrage selber sorgen – das ist ein großer Unterschied.
Sie möchten mehr über das „junge Bordeaux“ erfahren? Treffen Sie einige der Jungwinzer auf der ProWein. Sie freuen sich auf Ihren Besuch!