Klimawandel: Weinregion Bordeaux testet 7 neue Rebsorten
Als erste französische Weinregion führt Bordeaux, zunächst auf zehn Jahre befristet, neue Rebsorten ein, die für die Anpassung an den Klimawandel interessant sind.
Die sieben Rebsorten wurden am 28. Juni 2019 auf der Generalversammlung der Vereinigung der Winzer von Bordeaux AOC & Bordeaux Supérieur genehmigt und dürfen zukünftig maximal zu fünf Prozent Bestandteil einer Cuvée sein.
Vorsitzender Florian Reyne erwartet die finale Zustimmung der INAO (Institut für Herkunft und Qualität) gegen Ende des Jahres.
(c) JB Nadeau
Auch die Bordelaiser Weinbauern spüren die Auswirkungen des Klimawandels. Der Weinbauzyklus verkürzt sich und die Reifung und Lese erfolgen dementsprechend früher. Schon 1–2 Grad Temperaturerhöhung wirken sich auf die Qualität des Weins aus.
Da in der Region Bordeaux vorrangig Cuvées erzeugt werden, können Winzer ihre Sortenanpflanzungen diversifizieren und so die Auswirkungen des Klimawandels verringern. Da sich sowohl das Klima als auch das Wissen ändern, kommen alte, weniger genutzte Rebsorten wieder zum Vorschein. So zum Beispiel die spätreifende Sorte Petit Verdot.
Doch damit nicht genug. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, haben die Bordelaiser in den letzten zehn Jahren vorausschauend sieben neue Sorten getestet. Diese wurden nun auf der Generalversammlung genehmigt. Darunter vier rote (Arinarnoa, Castets, Marselan, Touriga Nacional) und drei weiße (Alvarinho, Liliorila, Petit Manseng).
„Die Ergebnisse unserer zehnjährigen Forschungsarbeit rund um diese sieben Rebsorten sind vielversprechend. Wir testen sie nun in größerem Umfang und in den verschiedenen Phasen der Vinifizierung.” – Florian Reyne, Vorsitzender der Bordeaux & Bordeaux Supérieur AOC
© PlaneteBordeaux
Zu den Merkmalen der neuen Trauben gehören ihr natürlich hoher Säuregehalt, der späte Austrieb und somit Vermeiden von Frühjahrsfrost, die späte Reifung und eine gute Resistenz gegen Weinkrankheiten wie Graufäule und Falscher Mehltau. „Diese Rebsorten entwickeln sich langsamer und sind daher weniger anfällig für Frühjahrsfrost. Sie ergeben frische, ausgewogene Weine mit geringerem Alkoholgehalt, die zur Identität der Bordeauxweine passen. Die weißen Weine sind sehr aromatisch und kompensieren durch Hitze verursachten Geschmacksverlust”, erklärt Florian Reyne.
Die roten Rebsorten
Arinarnoa: Eine Kreuzung zwischen Tannat und Cabernet Sauvignon, die resistent gegen Graufäule ist. Sie passt sich gut an Klimaveränderungen an, hat niedrige Zuckerwerte und einen guten Säuregehalt. Die Weine sind gut strukturiert, farbintensiv und tanninhaltig mit komplexen, anhaltenden Aromen.
Castets: Diese historische Rebsorte galt längst als vergessen. Sie ist besonders interessant, weil sie weniger anfällig für Graufäule, Oidium und vor allem Mehltau ist. Sie ist sehr farbintensiv und hat ein sehr gutes Reifungspotenzial.
Marselan: Eine spät reifende Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Grenache. Sie ist recht beständig gegen Frühjahrsfrost, gut an den Klimawandel angepasst und wenig anfällig für Graufäule, Oidium und Milben. Darüber hinaus sind die Weine von hoher Qualität, farbintensiv, haben ein unverwechselbares Aroma und ein sehr gutes Alterungspotenzial.
Touriga Nacional: Diese sehr spät reifende Rebsorte stammt ursprünglich aus Portugal. Sie ist weniger anfällig für Frühjahrsfrost und die meisten Pilzkrankheiten. Die Weine sind von ausgezeichneter Qualität, komplex, aromatisch, körperreich, strukturiert, farbintensiv und von enormem Reifepotenzial.
Die weißen Rebsorten
Alvarinho: Die aromatische Rebsorte mit feiner Säure kann durch Hitze verursachten Geschmacksverlust ausgleichen. Sie ist sehr anpassungsfähig und wenig anfällig für Graufäule. Durch den relativ geringen Zuckeranteil verleiht die Rebsorte aromatischen Weinen eine gute Säure.
Liliorila: Die Kreuzung aus Barock und Chardonnay ist weniger anfällig für Graufäule. Die Weine sind blumig, kraftvoll und aromatisch. Liliorila kann ebenfalls durch Hitze verursachten Geschmacksverlust ausgleichen.
Petit Manseng: Diese spät reifende Sorte ist sehr widerstandsfähig gegen Graufäule. Sie ist äußerst aromatisch und damit gut für die Herstellung von süßen Weißweinen mit langanhaltenden Aromen geeignet.