Markt-Insights: Junge Generationen lieben Bordeaux-Weine
Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und weltweit politische Spannungen an verschiedenen Schauplätzen – keine Frage, das alles drosselt auch 2023 die Konsumfreude von regelmäßigen Weintrinker:innen. In Deutschland sind das laut einem Tracking aus dem Jahr 2022 von Wine Intelligence sage und schreibe 66,2 Millionen Erwachsene über 18 Jahre. 46% davon, also 30,5 Millionen, genießen mindestens einmal im Monat Wein. 73% Prozent (22,3 Millionen) sogar mindestens einmal wöchentlich.
Selbige Studie hat aber vor allem im Bereich Bordeaux-Weine Erstaunliches ergeben. Denn 65% aller Deutschen unter 35 Jahren sind daran interessiert, in den nächsten sechs Monaten über einen Kauf nachzudenken. 71% davon wiederum haben bereits die feste Absicht, in den nächsten sechs Monaten Bordeaux-Weine zu kaufen. Beide Prozentzahlen liegen damit deutlich über dem Durchschnitt.
Das Bundesministerium für gesundheitliche Aufklärung schreibt in ihrem aktuellen Report, dass die deutsche Gesellschaft nicht nur altert, sondern dass auch immer weniger Menschen mehrmals pro Woche Wein konsumieren. Hinzu kommt, dass fast die Hälfte der Verbaucher:innen zwischen 18 und 24 Jahren gar keinen Alkohol trinkt.
Absatzfokus auf jüngere Generation legen
Fasst man diese beiden Studien für eine Marktanalyse zusammen, ergibt sich daraus, dass der Absatzfokus auf den jüngeren Konsument:innen zwischen 24 und 35 Jahren liegen, die bereits ein positives Bordeaux-Bild haben und die Weine auch gerne genießen. Diese könnten leicht mit Weinen aus Bordeaux angesprochen werden, die ihren Wünschen und ihrem Geschmack entsprechen, mit den neuen frischeren und leichteren Weinstilen aus Bordeaux, die oft nachhaltig, biologisch oder biodynamisch zertifiziert sind, da bereits 75% der Bordeaux-Weinberge zertifiziert sind.
Besonders Weine im Bereich von 3 €/L bis 9 €/L ab Kellerpreis bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ja, die Verbraucher sparen inflationsbedingt, aber die Konsumlaune zeigt zumindest eine Erholung, da die Konjunktur robuster erscheint als erwartet. Einige Handelskanäle verlieren, andere gewinnen Verbraucher. Es mag eine Tendenz geben, auf Wein zu verzichten oder billiger einzukaufen, aber gleichzeitig sehen wir eine Premiumisierung auf dem Markt.
Crémant de Bordeaux boomt
Ein weiterer Trend sind Schaumweine aus Bordeaux. Hier ist Deutschland Exportmarkt Nr. 1 – und das aus gutem Grund. Erst im Dezember 2022 sorgte eine Studie der Uni Geisenheim in Kooperation mit dem Verband der Deutschen Sektkellereien für Wirbel. Denn diese ergab, dass Menschen, die regelmäßig Wein konsumieren, Schaumein den Vorzug geben. Von genau dieser Präferenz kann Crémant de Bordeaux profitieren.
Neben Winzersekt und Champagner erlebt vor allem Crémant einen regelrechten Boom. So wurden allein im Jahr 2022 12 Millionen Flaschen Crémant de Bordeaux erzeugt. Im Vergleich zu 2021 ist das ein Zuwachs von 78% bei dem Crémant de Bordeaux Blanc und 34% beim Crémant de Bordeaux Rosé. Der Hauptabsatzmarkt ist nach wie vor Deutschland. Ein Trend, der sich für den Fachhandel also auch 2023 lohnt.
Nachhaltigkeit ist Trumpf
Ein weiteres wichtiges Thema für den Weinfachhandel ist Nachhaltigkeit. Denn für 2023 kann man nun eindeutig sagen, dass Nachhaltigkeit vor allem bei jüngeren Konsument:innen eine immer größere Rolle spielt. In Bordeaux werden 23% der Rebflächen ökologisch bewirtschaftet. 1.247 Weingüter sind bereits zertifiziert oder befinden sich derzeit in Umstellung. Das ist nicht nur tatsächlich nachhaltig, sondern entspricht auch den Bedürfnissen des Marktes.
Im Fokus stehen da ganz klar biologisch erzeugte Gewächse. Und auch wenn die Kaufkraft der jüngeren Generation Anfang des Jahres noch etwas verhalten war, zeigen Wirtschaftsprognosen derzeit deutlich auf, dass sich dies ändern wird, sobald die Inflation nicht mehr das vorherrschende Thema ist. Nachhaltige und Bio-Weine werden dann umso mehr nachgefragt.
In dieser Beziehung trumpft Bordeaux seit über 20 Jahren mit einer konsequenten Umstellung der Bewirtschaftung auf. Genau das ist inzwischen auch bei den Konsument:innen angekommen, von denen sich die jüngeren Verbraucher:innen gerade die moderne Bordeaux-Stilistik mit ihren frischen und unkomplizierten Weinen, die nicht nur Genuss versprechen, sondern auch ein gewisses Lebensgefühl vermitteln, erschließen. Und das ist, zusammen mit dem Schaumwein-Trend eine große Chance für den Handel!