Wie sucht man im Restaurant den richtigen Wein aus?
Ihr kennt das: man ist im Restaurant mit Freunden, jeder entscheidet was er essen will und dann stellt sich die Frage nach dem Wein. Jeder isst etwas anderes und jeder hat andere Vorzüge. Und dann ist da auch noch die große Auswahl auf der Weinkarte! Es könnte hier schnell kompliziert werden, aber wir haben heute ein paar handfeste Tipps der Weinexpertin Bénédicte Trocard aus Bordeaux, wie ihr beim nächsten Restaurantbesuch souverän den richtigen Wein für den Tisch auswählt.
Zuerst einmal sollte man in die Runde fragen, welchen Wein die anderen gern trinken, damit sich am Ende niemand ausgeschlossen fühlt. Ziel ist es einen Wein auszusuchen, auf den man Lust hat, aber der auch zum Essen passt. Stellt euren Freunden an dieser Stelle folgende Fragen:
Rot oder Weiß?
→ Eher ein fruchtig frischer trockener Weißwein oder doch eher strukturiert und elegant?
An dieser Stelle ein kleiner Einwurf: manche Kellner fragen, ob ein Weißwein eher trocken oder fruchtig sein soll, was zur Konfusion beiträgt, da ein trockener Weißwein durchaus fruchtig sein kann, das schließt sich also nicht aus.
→ Rotwein lieber leicht oder kräftig? Im Holzfass gereift oder eher nicht?
Habt ihr Lust auf was Feines, einen edlen Jahrgang, auf einen konzentrierten Wein mit viel Struktur, langanhaltend im Nachgang?
Wenn erst einmal sämtliche Informationen über die Geschmäcker der Anderen zusammengetragen wurden, muss man sich sammeln und ordnen, was jeder geäußert hat.
Passt eure finale Wahl an die bestellten Gerichte an. Grundsätzlich sagt man hier, dass Weißwein besser zu Fisch und Meeresfrüchten passt, während man zu Fleisch meist Rotwein trinkt. Sollte nun zum Beispiel einer der Gäste keinen Weißwein mögen, er aber Fisch bestellt hat, könnte man eventuell auf einen leichten Rotwein ausweichen, um nicht etwas zu bestellen, was er gar nicht mag.
Umgekehrt, wenn sich alle für eine Flasche Weißwein entscheiden und einige von ihnen Fleisch essen werden, gibt es durchaus strukturierte und elegante Weine, wie Graves und Pessac-Léognan, die aufgrund ihrer Reife in Eichenfässern eher kraftvoll und fleischig sind. Diese Weine passen besonders gut zu weißem Fleisch und Geflügel.
Sollten die ausgewählten Speisen sehr unterschiedlich und sein, wählt einfach zwei verschiedene, aber komplementäre Flaschen aus, die zu allem passen. Zum Beispiel einen trockenen Weißwein für die Fischesser und einen leichten Rotwein für die, die Fleisch bestellt haben. Am Ende ist es immer besser simpel zu denken, als die Dinge zu sehr zu komplizieren.
Sollte sich eure Runde gar nicht auf eine Farbe einigen können, warum dann nicht auf einen Rosé ausweichen? Sogar die Option Crémant kann manchmal funktionieren! Zudem kommt es auf die Zutaten und die Zubereitung der Speisen an. Wenn Ihr unsicher seid, hilft die Nachfrage beim Sommelier oder dem Küchenchef weiter.
Letztendlich gibt es natürlich eine weitere Möglichkeit möglichst viele Geschmäcker zu vereinbaren, nämlich glasweisen Wein. So hat man im Verlauf des Abends auch die Möglichkeit sich durch diverse Optionen zu testen und das vielleicht sogar zu einem kleineren Budget. Hinzu kommt, dass einige Restaurants ohnehin die Weinbegleitung zum Essen mit anbieten, was sicher vieles erleichtert.
Den Jahrgang auswählen
Der Kenner wird auf den Jahrgang achten wollen, aber grundsätzlich sind ältere Jahrgänge zu erschwinglichen Preisen eher rar, was vor allem daran liegt, dass es für Restaurants oft nicht lukrativ ist, die Flaschen so lange nach Ankauf aufzubewahren, bevor sie angeboten werden.
Auch hier gilt es wieder im Zusammenhang mit dem großen Ganzen zu wählen. Es gilt die Finesse des Tellers oder des Anlasses an die des Weines anzupassen. Für eine Mahlzeit in einem einfachen Restaurant mit günstigen Preisen, sollte man auch eher kostengünstige Weine favorisieren, die €30 pro Flasche nicht übersteigen. In einem hochpreisigen Restaurant wird nicht selten die Weinkarte deutlich größer sein und man kann sich entlang der etwas weniger einfachen Weine orientieren.Sollte der Anlass ein besonderer sein, kann man mit einem Aperitif wie einem perlenden Crémant de Bordeaux starten und sehr feine Weine mit angesehenen AOP wie Margaux, Pomerol, Pauillac usw. bestellen. Natürlich ohne das Budget zu sprengen!
Wer Rat braucht, sollte wissen zu wem er geht. Nach Tipps zu bitten ist kein Zeichen von Inkompetenz, ganz im Gegenteil. Viel mehr bedeutet es, dass man die Sache ernst nimmt und den größtmöglichen Genuss im Zusammenspiel von Wein und Speise möchte.
Wer sich nicht entscheiden kann, sollte am besten einen Sommelier an den Tisch bitten. Er kennt die Weine und Speisen des Restaurants am besten und kann treffsicher Weine, passend zum individuellen Geschmack und dem gewählten Menü, empfehlen. Vor allem wird er auch eine gute Empfehlung zum Preis-Leistungs-Verhältnis abgeben können.
Wenn der Wein an den Tisch kommt, wird er dem Gast in der Regel zum Probieren eingeschenkt. Sofern der Wein keinen Korken hat, wird er akzeptiert, welches der Kellner als eine Einladung sieht ihn allen einzuschenken. Einen Wein zurück zu schicken, weil er nicht schmeckt, wird als sehr unhöflich gesehen und ist eigentlich ein No-Go.
Für sehr wichtige Anlässe kann es Sinn machen den Wein schon im Vorfeld zu bestellen, viele Restaurants ermöglichen dies, indem sie ihre Weinkarte ins Netz stellen. Auch könnt ihr beim Restaurant schon vorher anrufen und nach Tipps fragen, damit ihr das am Abend selbst kurz halten könnt.
Natürlich gilt auch hier den Spaß an der Sache nicht zu verlieren und nicht allzu ernst an das Ganze heranzugehen. Am Ende steht ein guter Wein für Lebensqualität und Genuss und sollte mit Leichtigkeit und ohne Angst vor Fehlern ausgewählt werden!