Nur alle 25 Jahre – warum 2017 kein einfacher Jahrgang für Bordeaux ist
Weinwissen
Oktober 31, 2017

Nur alle 25 Jahre – warum 2017 kein einfacher Jahrgang für Bordeaux ist

Im April letzten Jahres wurde es kalt in Bordeaux. Bis -8 Grad kletterten die Temperaturen herunter und eine seltene Eiszeit brach über dem Weinanbaugebiet mit dem sonst so milden Klima. So schlimm war es zuletzt im Jahre 1991.

„Man hätte es erwarten können, und dennoch war es für alle eine Überraschung“, erinnert sich Vincet Cruège, önologischer Direktor des Weinguts André Lurton. Mehr als die Hälfte der Felder ist vom Frost betroffen, das macht eine Einbuße von schätzungsweise 40-50% der Ernte.

Trotz allem hatten manche Regionen mehr Glück als Andere. So wurden beispielsweise die höher gelegenen Grundstücke von Astrid Jordana, der Besitzerin des Château Arbo (ein Montagne Saint-Emilion-Wein) vom Frost weitestgehend verschont. „Über 6,5 Hektar hatten wir nur 25% Frost. Nur 3 Kilometer weiter waren es schon 95%“.

Der Frost hat die Reben aufgespalten, je nach Wachstumsstadium und innerhalb eines selben Anbaugebiets. „Wir mussten uns schnell der Lage anpassen: Wir brauchten eine neue Kartografie des Gebiets, und das noch vor dem Sprießen der neuen Triebe. Die Zweige mussten wieder neu aufgestellt werden, durcheinander gebrachte Reben mussten wieder gerichtet werden und ein Schutz vor anfallenden Krankheiten war ebenfalls notwendig. Ansonsten blieb uns nur zu hoffen, dass die Trauben bis zur Ernte durchhalten würden.“, erklärt Vincet Cruège.

Dank eines warmen und trockenen Sommers konnte die Weinlese in diesem Jahr schon früher als gewöhnlich beginnen, fast 15 Tage eher als normal. „Allerdings hat das nicht mit dem Frost zu tun, sondern mehr mit dem Klima der letzten Monate.“, räumt Astrid Jordana ein.

Die Ernte begann dementsprechend mit den trockenen Weißen, in der vierten Augustwoche. Die Roten folgten Anfang September. Die Hauptaufgabe der Winzer in diesem Jahr war es eine besonders sorgfältige Auslese vorzunehmen, um wirklich nur die Trauben zu ernten, die vom Frost verschont worden sind.

Das ist auch der Grund weshalb bestimmte Regionen mehr Winzer als gewohnt aufgerufen haben die reifen Trauben von Hand auszulesen. „Die Ernte fällt kleiner aus, jedoch die Qualität ist nicht betroffen“, erklärt Vincent Cruège. Die Rotweine aus dieser Ernte fallen lediglich mit recht ausgeprägten Fruchtnoten auf, wie Cassis und Johannisbeere. Die Weißweine sind besonders aromatisch. Das stellt auch Astrid Jordana fest: „Bei Château Arbo sind wir sehr zufrieden mit der Qualität dieser Ernte und hatten trotz des Frosts ein gutes Jahr. Die Reben waren gewohnt hochwertig.“

Jordana blickt optimistisch in die Zukunft „Wir haben Glück, dass ein derartiger Frost in der Region von Bordeaux nur alle 25 Jahre eintrifft.“ Vincent Cruège fügt hinzu „Es war schwer, aber nicht unmöglich zu bewältigen…und ich kann Ihnen garantieren, dass dieser Jahrgang ein paar schöne Überraschungen bereit hält.“

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